Israelischer Nationalfeiertag / Jom haAtzma’ut —
Am bzw. um den 5. Ijjar begeht Israel seinen Nationalfeiertag. Gefeiert wird die Unabhängigkeitserklärung aus dem Jahr 1948 durch Gründervater David Ben-Gurion. Dieses Jahr fällt Jom haAtzma’ut auf den 14./15. April.
Aus diesem Anlass veröffentlichen wir heute auf nayes & נײַעס einen Artikel über einen Mann, der — ebenso wie David Ben-Gurion — wichtige Grundlagen für den Staat Israel geschaffen hat. Die Rede ist von Eliezer Ben-Jehuda, dem Vater des modernen Hebräisch.
Der nachstehende Artikel stammt aus der Feder des Schriftstellers und Journalisten Metin Delevi und wurde zuvor auf Ladino in Şalom, einer in der Türkei erscheinenden jüdischen Wochenzeitung, abgedruckt. Wir veröffentlichen die deutsche Übersetzung mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Der Mann, der einer toten Sprache neues Leben einhauchte:
Eliezer Ben-Jehuda, Vater des modernen Hebräisch

Jewish National Fund Photographers (via Wiki Commons)
Die Amtssprache in Israel ist Hebräisch. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts sprach dort jedoch so gut wie niemand diese Sprache. Hebräisch oder Laschon HaKodesch, die heilige Sprache also, wurde im Alltag nicht verwendet, sondern war voll und ganz dem Gebet und dem Studium religiöser Texte vorbehalten.
Die Vervollständigung und Verbreitung des modernen Hebräisch wird dem unermüdlichen Einsatz von Eliezer Ben-Jehuda zugeschrieben.
Ben-Jehuda wurde am 7. Januar 1858 als Eliezer Jitzchak Perlman in Luschki, einer kleinen Stadt in der Nähe des damals zum Russischen Zarenreich gehörenden Vilnius, geboren. Der Historiker Cecil Roth sagte einmal über ihn: „Vor Ben-Jehuda konnten die Juden Hebräisch sprechen; nach ihm sprachen sie es.“
Ben-Jehuda brach als junger Mann seine traditionell-religiöse Ausbildung ab, um sich weltlichen Studien zu widmen, und wurde begeisterter Zionist.
1881 emigrierten Ben-Jehuda und seine Frau Debora aus Paris, wo er an der Sorbonne-Universität studiert hatte, nach Palästina/Jerusalem. Bereits in der französischen Hauptstadt hatte Ben-Jehuda versucht, mit anderen Juden auf Hebräisch zu kommunizieren, was in vielen Fällen auch gelang, da die Gesprächspartner über Kenntnisse des biblischen Hebräisch verfügten.
Das Ehepaar Ben-Jehuda zog seine Kinder ausschließlich mit Hebräisch als Umgangssprache auf. Dabei mussten täglich neue Wörter für die zahlreichen Dinge gefunden werden, die im biblischen Hebräisch keine Entsprechung hatten.
1891 starb seine Frau an Tuberkulose, nur kurz danach verlor Ben-Jehuda auch drei seiner Kinder während einer Diphtherie-Epidemie. Einige Jahre später heiratete er wieder — Deboras jüngere Schwester Hemda.
Ben-Jehuda unterrichtete Hebräisch an Schulen, hielt Vorträge und gab hebräische Zeitungen heraus. Sein Kampf für das Hebräische war indes nicht immer und überall populär. Die Mehrheit der ultra-orthodoxen Gemeinschaft Jerusalems lehnte die Verwendung der Laschon HaKodesch für das Alltagsleben entschieden ab.
Ben-Jehuda rief den „Rat der hebräischen Sprache“ — der später durch die „Akademie der hebräischen Sprache“ ersetzt werden sollte — ins Leben, um die Entwicklung des Hebräischen weiter zu fördern. Der Rat half dabei, neue Wörter zu finden bzw. zu kreieren, die den Bedürfnissen der modernen Welt entsprachen, bot Lösungen bei sprachbezogenen Problemen an und unterstützte Ben-Jehuda bei der Arbeit an seinem 17-bändigen Wörterbuch.
Nur sechs Bände des Wörterbuchs wurden fertiggestellt und veröffentlicht, ehe Ben-Jehuda im November 1922 einer Tuberkulose-Erkrankung erlag. Seine Frau Hemda und sein Sohn Ehud vervollständigten die restlichen Bände.
Wie Ben-Jehuda und seine Unterstützer müssen auch wir Anstrengungen unternehmen und alles Notwendige tun, damit unser Judäospanisch weiterlebt und wir es an die kommenden Generationen weitergeben können.
Originaltitel: Un personaje ke izo arebivir una lingua kaji muerta: Eliezer Ben-Yehuda, el padre del ebreo moderno
Autor: Metin Delevi
Übersetzer: F. Gabel

Eliezer Ben-Jehuda an seinem Schreibtisch in Jerusalem
(Foto: Shlomo Narinsky, erstmals veröffentlicht 1918 in Jerusalem.
c1912, als gemeinfrei gekennzeichnet,
Details auf Wikimedia Commons)