Vor Kurzem haben wir auf Bet Magazine Mosaico eine inspirierende Rezension eines spannenden Romans gelesen. Mit der Erlaubnis des Magazins und des Rezensenten (grazie ancora!) veröffentlichen wir nachtstehend eine deutsche Übersetzung von Nathan Greppis Kritik** von Gary Barwins Yiddish for Pirates*.


Die Abenteuer des jüdischen Seeräubers Moische

Von Nathan Greppi

Wir alle haben uns als Kinder dann und wann aus unserer vertrauten Umgebung in eine Abenteuerwelt weggeträumt. In unserer modernen Zeit drehen sich solche Träumereien wohl eher um einen Ausflug ins Weltall. In den alten Zeiten gab es jedoch ein ganz anderes Sehnsuchtsziel, nämlich die Neue Welt mit ihren unbekannten Ländern und Meeren. 

Dieser Traum von einer neuen Welt liegt dem 2016 bei Random House erschienen Roman Yiddish for Pirates des kanadischen Autors Gary Barwin zugrunde.

Die Geschichte spielt um das Schicksalsjahr 1492. Während Christoph Kolumbus Amerika entdeckt, leitet die spanische Krone die Verfolgung und Vertreibung der Juden aus ihren Ländereien ein. In dieser bewegten Zeit trifft in einem osteuropäischen Schtetl der junge Moische den Entschluss, der alten Heimat den Rücken zu kehren, um Seefahrer zu werden. Er macht sich auf eine abenteuerliche Reise, die ihn in die Piraterie, in die Arme der schönen Sarah und auf die Suche nach dem legendären Jungbrunnen führt. Begleitet wird er von dem Papagei Aaron, der die Ereignisse als Ich-Erzähler berichtet — in einer von Jargonausdrücken und jiddischen Wendungen durchsetzten Sprache.

Gary Barwin, der aus einer aschkenasischen Familie aus Belfast stammt und in jungen Jahren nach Kanada übersiedelte, nimmt sich bei der Schilderung des historischen Rahmens so manche Freiheit. Im Grunde beruht seine Geschichte aber auf einem wahren Kern. Zum Teil ist sie von Edward Kritzlers Buch Jewish Pirates of the Carribean von 2008 inspiriert, in dem davon berichtet wird, wie sich in der Zeit nach der Vertreibung der Juden aus Spanien einige von ihnen in den muslimischen Gebieten und den Kolonien der Neuen Welt niederließen, wo sich manche der Piraterie hingaben. Ihre Opfer waren in erster Linie spanische Schiffe, die sie kaperten, um sich zu bereichern oder um ihre Freiheit zu behaupten. 

In Kanada erhielt Yiddish for Pirates hervorragende Kritiken und wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem kanadischen Jewish Book Award. Außerhalb Kanadas ist der Roman bislang weniger bekannt.


* Titel: Yiddish for Pirates

Autor: Gary Barwin

Herausgeber: Vintage Canada / Penguin Random House

Sprache: Englisch

Erscheinungsjahr: 2016 

Umfang: 352 Seiten


** Originaltitel: Le avventure di Moishe, il pirata ebreo

Verfasser: Nathan Greppi

Übersetzer: F. Gabel