Eric A. Kimmel gehört zu den produktivsten Kinder- und Jugendbuchautoren in den USA. Mehr als 150 Bücher hat er bis dato veröffentlicht. Viele davon vermitteln einen interessanten Einblick in jüdisches Leben und jüdische Traditionen.
Anlässlich des Lichterfestes haben wir fünf Chanukka-Erzählungen gelesen, die Kimmel zwischen 1989 und 2014 veröffentlichte. Sie sind in erster Linie an ein jüngeres Publikum gerichtet, sind allerdings so schön formuliert und stilvoll illustriert, dass auch ein älteres Publikum großen Gefallen daran finden wird.

Die deutsche Fassung ist 2017 beim Ariella Verlag erschienen (übersetzt von Myriam Halberstam).
Herschel und die Channukka-Kobolde zählt schon längst zu den Klassikern unter den Kinderbüchern zum Chanukka-Fest. Das Buch erschien 1989 und war als eine Art Chanukka-Pendant zu Charles Dickens Eine Weihnachtsgeschichte konzipiert. Abenteuerlich, gruselig, gespenstisch sollte es sein — voller spannender Herausforderungen, die es zu meistern gilt, ehe die Feierlichkeiten beginnen können.
Abenteuerreich und spannend geht es dann auch in der Tat zu: Eine Gruppe gemeiner Kobolde hat eine jüdische Landgemeinde heimgesucht. Sie halten die Synagoge besetzt und tun alles, um der Gemeinde das Chanukka-Fest zu vermiesen.
Ein gewisser Herschel von Ostropol kommt des Weges und will der Gemeinde helfen. Es gibt aber nur eine Möglichkeit, die Kobolde in die Flucht zu schlagen: Man muss acht Nächte in der Synagoge verbringen und jeden Abend die Chanukka-Kerzen anzünden — was die Kobolde natürlich um jeden Preis verhindern wollen. In der letzten Nacht wartet die schwierigste Prüfung, denn da muss der Koboldkönig höchstpersönlich dazu bewogen werden, die Kerzen an der Chanukkia zum Leuchten zu bringen.

The Magic Dreidels (1997) ist eine vom Grimmschen Märchenschatz inspirierte Erzählung. Elemente von Tischlein, deck dich! oder Der Froschkönig finden sich hier wieder.
Hauptfigur in The Magic Dreidels ist der kleine Jakob, der — während das ganze Dorf mit den Chanukka-Vorbereitungen beschäftigt ist — an den Brunnen zum Wasserholen geschickt wird. Der Junge lässt versehentlich seinen neuen Dreidel in den Brunnen fallen. Ganz unten im Brunnen wohnt ein gutmütiger Kobold, der Jakob einen magischen Dreidel hochbringt. Dreht man diesen Dreidel, zaubert er Latkes hervor.
Auf dem Heimweg wird Jakob jedoch der Zauber-Dreidel abgeluchst. Glücklicherweise hat der Kobold im Brunnen noch weitere magische Dreidel, die gar noch größere Zauberkraft besitzen — und für ein unvergessliches Chanukka-Fest sorgen.

ZigaZak! A Magical Hanukkah Night erschien 2001. Ähnlich wie in Herschel und die Channukka-Kobolde spielen hier Wesen aus der Unterwelt die Hauptrolle, die mit ihren Streichen das Chanukka-Fest stören.
In dieser Geschichte sind es zwei Teufel, die in das Städtchen Brisk kommen, als die jüdische Gemeinde dort mitten in den Chanukka-Vorbereitungen steckt. Innerhalb kürzester Zeit schaffen die beiden Teufel das absolute Chaos. Sie verhexen die Dreidel, die auf einmal Beine und Arme bekommen und anfangen herumzulaufen. Großmutters Latkes schweben plötzlich aus der Pfanne und fliegen in der Küche umher. Musikinstrumente beginnen wie von Zauberhand zu spielen und aus den Kerzen an der Chanukkia schießen Raketen in die Luft.
Zum Glück bewahrt der Rabbi einen kühlen Kopf — er hat eine Idee, wie sich aus den teuflischen Streichen ein lustiges und unvergessliches Chanukka-Erlebnis machen lässt.

Hanukkah Bear wurde 2013 veröffentlicht — eine lustige, liebevoll illustrierte Verwechslungsgeschichte.
Die Heldin der Geschichte ist Großmutter Brayna, die alleine in einem Häuschen mitten im Wald lebt. Sie ist gerade in den letzten Zügen mit den Vorbereitungen für den ersten Chanukka-Abend, als es an der Türe klopft. Im festen Glauben, dass es der Rabbi ist, mit dem sie den ersten Canukka-Abend zu feiern pflegt, öffnet Großmutter Brayna — und beginnt sogleich mit den üblichen Ritualen.
Alles läuft wie immer, und die Großmutter, deren Augenlicht nicht mehr so gut ist, wie es einmal war, merkt gar nicht, dass ihr Chanukka-Gast dieses Jahr nicht der Rabbi ist, sondern ein Bär.

Simon and the Bear (2014) ist eine Auswanderungsgeschichte der besonderen Art.
Die Erzählung setzt mit einer Abschiedsszene sein: Simon verabschiedet sich von seiner Familie — er will nach Amerika, um Geld zu verdienen und seiner Familie aus der Armut zu helfen. Sein Mutter packt ihm als Wegzehrung hartgekochte Eier und Lachs ein. Latkes und eine Menora kommen auch mit in den Rucksack, denn in wenigen Tagen steht das Chanukka-Fest an.
All diese Dinge wird Simon auf seiner Reise brauchen, aber unter ganz unerwarteten Umständen und für einen sehr ungewöhnlichen Chanukka-Gast.
Viel Freude bei der Lektüre und ein fröhliches Chanukka-Fest!