Für Bücherliebhaber war 2021 wieder ein sehr ergiebiges Jahr. In der nayes&נײַעס-Redaktion haben im vergangenen Lesejahr aber vor allem Titel der Backlist bzw. Klassikerliste einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen:
- Lauf, Ludwig, lauf! und Hannah und Ludwig von Rafael Seligmann
- Der begrabene Leuchter von Stefan Zweig
- Herschel und die Channukka-Kobolde von Eric A. Kimmel
Nachstehend stellen wir unserer Top 3 vor.
Lauf, Ludwig, lauf! und Hannah und Ludwig von Rafael Seligmann (Langenmüller)
Teile 1 und 2 der Familientrilogie von Rafael Seligmann
Lauf, Ludwig, lauf! Eine Jugend zwischen Synagoge und Fußball und Hannah und Ludwig: Heimatlos in Tel Aviv heißen die ersten beiden Teile der Familientrilogie von Rafael Seligmann.
In Lauf, Ludwig, lauf! erzählt der Autor von der Kindheit und Jugend seines Vaters Ludwig Seligmann in der bayerischen Provinz. Es sind relativ unbeschwerte Jahre, die sich — wie der Untertitel andeutet — zwischen Mehrheitsgesellschaft und Minderheit, zwischen der christlichen und der jüdischen Welt abspielen: Zwischen Schule, Fußballplatz und Synagogenchor. Das Hin- und Herwechseln zwischen diesen beiden Welten gelingt zunächst automatisch und mühelos.
Doch es sind die letzten unbeschwerten Jahre, ehe der aufkommende Nationalsozialismus das friedliche deutsch-jüdische Miteinander zusehends erschwert und schließlich zunichtemacht. Ludwig und seinem Bruder Heinrich bleibt 1933 nur die Flucht nach Frankreich und von dort aus weiter nach Palästina.
Im zweiten Teil, Hannah und Ludwig, werden die ersten Jahre in Palästina geschildert — wie Ludwig Tag und Nacht arbeitet, um die anderen Geschwister und die Eltern nach Palästina holen und eine neue Existenz aufbauen zu können. Die alltäglichen Schwierigkeiten, die er und sein Bruder Heinrich im neuen Land erfahren, das sich nicht nur klimatisch, sondern auch sprachlich-kulturell stark von der alten bayerischen Heimat unterscheidet, werden detailliert beschrieben.
Ein Teil des zweiten Buches wird dabei aus der Perspektive der Mutter des Autors erzählt — Hannah, die Ludwig Anfang der 1940er-Jahre in Tel Aviv kennen und lieben lernt.
Die beiden Bücher geben einen umfassenden Einblick in die Familiengeschichte der Seligmanns und mithin in die deutsch-jüdische Geschichte. En passant erfährt man auch Vieles über die britische Mandatszeit und die Anfangsjahre des jüdischen Staates.
Mit großer Spannung und Vorfreude warten wir nun auf den dritten Band der Trilogie, der sich — der Untertitel des zweiten Bandes hatte es bereits angedeutet — mit der Rückkehr der Familie Seligmann nach Deutschland beschäftigen wird.
Sehr zu empfehlen sind übrigens die von Axel Milberg eingelesenen Hörbuchfassungen der ersten beiden Teile.
Der begrabene Leuchter von Stefan Zweig (Buchfunk)
Legende über die Wanderschaft des Heiligen Leuchters
Der begrabene Leuchter — In dieser 1937 veröffentlichten Legende entfaltet sich die Zweigsche Erzählkraft und -kunst in gleichsam beeindruckender und mitreißender Art und Weise.
Erzählt wird von der legendären Wanderschaft des Heiligen Leuchters — der aus geläutertem Gold gefertigten Menorah aus Schelomos Tempel — von Jerusalem nach Rom, weiter nach Karthago und Byzanz und schließlich wieder zurück in die Heilige Stadt.
Die Erzählung setzt ein zur Zeit der Plünderung Roms durch die Vandalen Anno 455. Die Vandalen raubten die Ewige Stadt binnen kürzester Zeit gänzlich leer. Zu ihrer Beute zählte auch jener siebenarmige Leuchter, den Titus knapp 400 Jahre zuvor als Kriegsbeute von Jerusalem nach Rom gebracht hatte.
Die Ältesten der jüdischen Gemeinde Roms gehen den Beutewagen heimlich hinterher, um Abschied von ihrem Heiligtum zu nehmen. In ihrer Mitte ist der siebenjährige Knabe Benjamin, der das Gesehene und Erlebte den kommenden Generationen berichten soll.
Benjamin wird dem Leuchter zweimal ganz nahe kommen — und zwar in jener Nacht im Hafen von Rom, und ein zweites Mal viele Jahre später in der Fremde.
Herschel und die Channukka-Kobolde von Eric A. Kimmel (Ariella Verlag)
Eine Chanukka-Abenteuergeschichte
Herschel und die Channukka-Kobolde zählt schon längst zu den Klassikern unter den Kinderbüchern zum Chanukka-Fest. Das Buch erschien 1989 und war als eine Art Chanukka-Pendant zu Charles Dickens Eine Weihnachtsgeschichte konzipiert. Abenteuerlich, gruselig, gespenstisch sollte es sein — voller spannender Herausforderungen, die es zu meistern gilt, ehe die Feierlichkeiten beginnen können.
Abenteuerreich und spannend geht es dann auch in der Tat zu: Eine Gruppe gemeiner Kobolde hat eine jüdische Landgemeinde heimgesucht. Sie halten die Synagoge besetzt und tun alles, um der Gemeinde das Chanukka-Fest zu vermiesen.
Ein gewisser Herschel von Ostropol kommt des Weges und will der Gemeinde helfen. Es gibt aber nur eine Möglichkeit, die Kobolde in die Flucht zu schlagen: Man muss acht Nächte in der Synagoge verbringen und jeden Abend die Chanukka-Kerzen anzünden — was die Kobolde natürlich um jeden Preis verhindern wollen. In der letzten Nacht wartet die schwierigste Prüfung, denn da muss der Koboldkönig höchstpersönlich dazu bewogen werden, die Kerzen an der Chanukkia zum Leuchten zu bringen.