Büchermäßig war 2022 reich an Highlights. In der nayes&נײַעס-Redaktion haben im vergangenen Lesejahr aber vor allem Titel der Backlist einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen:
- Oy! Oy! Oy! The Teacher Is a Goy von Henry Saltzman
- The Life and Crimes of Hoodie Rosen von Isaac Blum
- Outwitting History von Aaron Lansky
- The Matzah Ball von Jean Meltzer
Nachstehend stellen wir die Top 4 unseres Lesejahres 2022 vor.
Oy! Oy! Oy! The Teacher Is a Goy von Henry Saltzman
Henry hat gerade sein Lehramtsstudium abgeschlossen und sucht nacht einer Anstellung. An den öffentlichen Schulen Brooklyns ist keine Lehrerstelle zu bekommen, also nimmt er einen Job als Englischlehrer an einer Jeschiwa der ultraorthodoxen Satmar-Gemeinde in Williamsburg an.
Für den liberalen Juden ist diese Anstellung eine absolute Verlegenheitslösung, die er nur antritt, weil kein besser bezahlter Job in Sicht ist — und auch, weil sein ganzes Herzblut im Unterrichten liegt.
Das Jahr an der Jeschiwa wird für Henry und seine Schüler eine gleichermaßen herausfordernde wie bereichernde Erfahrung. Der Unterricht verläuft gewissermaßen in zwei Richtungen: Die Schüler lernen Englisch und dabei auch einiges über die Verhältnisse außerhalb der Satmarer Gemeinschaft, während Henry einen neuen Blick auf seine Religion erhält.
Natürlich verläuft dieser Austausch nicht reibungsfrei. Immer wieder stoßen die beiden grundverschiedenen Weltanschauungen aufeinander.
Henry Saltzman erzählt die Geschichte von Henry und seinen Schülern unterhaltsam und kurzweilig. Der Roman mit autobiographischen Elementen bietet einen interessanten Einblick in die Satmar-Gemeinschaft, insbesondere in die Verhältnisse an einer Williamsburger Jeschiwa in der Nachkriegszeit.
The Life and Crimes of Hoodie Rosen von Isaac Blum
Isaac Blums Debütroman, der im Herbst 2022 erschien, ist eine packende YA-Geschichte über den Jeschiwa-Schüler Hoodie Rosen und die junge Bürgermeistertochter Anna-Marie Diaz-O’Leary.
Die beiden wohnen in der gleichen Stadt, sogar im gleichen Viertel, ihr Lebensstil und Alltag könnten aber nicht unterschiedlicher sein: Hoodies Tage sind vom Thora-Studium geprägt und spielen sich im engen Rahmen seiner orthodoxen Glaubensgemeinschaft ab.
Anna-Marie hingegen führt ein „ganz normales“ Teenager-Leben — wie Millionen von anderen jungen Amerikanern.
Zwischen den Lebenswirklichkeiten der beiden gibt es so gut wie keine Berührungspunkte und doch kreuzen sich eines Tages ihre Wege. Allen Unterschieden zum Trotz und gegen den Willen ihrer jeweiligen Familien und Freunde kommen sich die beiden näher. Ein dramatisches Ereignis bindet sie schließlich enger aneinander …
The Life and Crimes of Hoodie Rosen ist ein ausgezeichneter Debütroman. So mancher Leser, der die beiden ungleichen Hauptfiguren lieb gewonnen hat, dürfte hoffen, dass Isaac Blum bereits an einer Fortsetzung arbeitet.
Outwitting History von Aaron Lansky
Ende der 1970er-Jahre begann Aaron Lansky mit einer einzigartigen Rettungsaktion: Er nahm sich vor, so viele jiddische Bücher wie irgend möglich zu sammeln, um so diesen kulturellen Schatz für die kommenden Generationen zu bewahren.
Als er und sein Netzwerk freiwilliger Helfer mit dem Projekt begannen, gingen Experten davon aus, dass der Gesamtbestand jiddischer Bücher um die 70 000 betragen dürfte. Ihrer Ansicht nach lohnte der Aufwand nicht, da Jiddisch eine Sprache sei, „deren Zeit abgelaufen ist“.
Aaron Lansky und sein Team belehrten die so genannten Experten eines Besseren. Heute — 40 Jahre nachdem Lansky die ersten Bücher vor der Müllhalde rettete — umfasst die von ihm aufgebaute Sammlung über 1,5 Millionen Exemplare, die in ganz Amerika zusammengetragen und darüber hinaus aus allen Teilen der Welt eingeschickt wurden.
In Outwitting History berichtet Aaron Lansky unterhaltsam und anekdotenreich von seiner abenteuerlichen Bücherrettungsaktion und von den Anfangsjahren einer der weltgrößten Kultureinrichtungen für Jiddisch: des Yiddish Book Center in Amherst, Massachusetts. Lansky gibt die spannenden und bewegenden Geschichten wieder, die die ursprünglichen Besitzer der Bücher zu erzählen hatten. Und en passant erteilt er seinen Leserinnen und Lesern noch einen Schnellkurs in jiddischer Literaturgeschichte.
Fazit: Ein absolutes Muss für alle Freunde des (jiddischen) Buches.
The Matzah Ball von Jean Meltzer

The Matzah Ball von Jean Meltzer ist eine RomCom, die von der ersten bis zur letzten Seite Spaß macht.
Rachel und Jacob, die als Teenager eine kurze Liebesgeschichte miteinander hatten, haben sich seit Jahren nicht gesehen. Ihre Wege kreuzen sich wieder, als Jacob ein großes Chanukka-Event in der Stadt organisiert. Rachel, die als Schriftstellerin arbeitet und Inspiration für einen Chanukka-Liebesroman sucht, kann sich die Chanukka-Party des Jahres natürlich nicht entgehen lassen. Das Liebespaar von damals hegt noch Gefühle für einander, auch wenn eine Reihe von Missverständnissen ihrer Teenage-Liebe ein jähes Ende bereitet hatte.
Jean Meltzer hat mit The Matzah Ball eine charmante und humorvolle Chanukka-Liebesgeschichte vorgelegt. Die Mischung aus Weihnachtsstimmung — denn die spielt im Roman eine nicht unwesentliche Rolle — und Chanukka-Traditionen sorgt für ein ganz besonderes Leseerlebnis.